„Kaffee ist unser Leben und unsere Leidenschaft“ sagt Hiếu. „Als ich Coffee24 vor einigen Jahren gegründet habe, wollte ich ein Zeichen setzen. Ein Zeichen dafür, dass sich Gewinn und Qualität vereinen lassen. Wir wollen ein hochqualitatives Produkt anbieten, unseren Angestellten ein gutes Gehalt bezahlen und trotzdem gut davon leben können.“
Der Tag beginnt zeitig und Hiếu holt uns kurz nach 7 aus unserem Hotel ab. Zum Frühstück halten wir an einem kleinen Lokal, das fast ausschließlich Phở anbietet, eine traditionelle vietnamesische Suppe. Diese wird für die Region typisch in getrennten Schüsseln für die Brühe und die Nudeln gereicht und mit frischen Kräutern und Pfeffer gewürzt. Wir sind begeistert. Nach dieser Stärkung geht es weiter zum Haupt-Coffeeshop von Coffee24. Während des Wegs dorthin erzählt uns Hiếu, dass sie vier Coffeeshops in Pleiku und Umgebung besitzen. Ein fünfter ist gerade in Planung. „Die Leute lieben unseren Kaffee“ erzählt er uns sichtbar stolz. „Viele andere Cafés in der Umgebung kaufen ihren Kaffee bei uns“. Das Hauptgeschäft von Coffee24 liegt im Zentrum von Pleiku in einer kleinen Nebenstraße. Trotz der Nähe zur Hauptstraße ist es hier überraschend ruhig. Das Café ist bereits gut besucht. Viele Vietnamesen trinken schon gerne vor der Arbeit ihren Cà phê sữa, also ihren traditionell zubereiteten vietnamesischen Kaffee mit gesüßter Kondensmilch. Dementsprechend ist die Terrasse vor dem Geschäft auch fast bis auf den letzten Platz besetzt.
Coffee24 – Ein Unternehmen zwischen Tradition und Moderne
Jetzt lernen wir auch endlich Thanh kennen, den eigentlichen Chef von Coffee24. Im Vergleich zu seinem Bruder ist Thanh zunächst ein wenig ruhiger und ernster. „Unsere Familie arbeitet schon mit Kaffee, seit die Franzosen ihn im 19ten Jahrhundert mit hierher gebracht haben“, erzählt er uns nach der Begrüßung. „Kaffee ist unser Leben und unsere Leidenschaft“ ergänzt Hiếu. „Als ich Coffee24 vor einigen Jahren gegründet habe, wollte ich auch ein Zeichen setzen“ erläutert Thanh weiter. „Ein Zeichen dafür, dass sich Gewinn und Qualität vereinen lassen. Wir wollen ein hochqualitatives Produkt anbieten, unseren Angestellten ein gutes Gehalt bezahlen und trotzdem gut davon leben können. Das war nicht immer einfach.“
Coffee24 möchte vietnamesischem Kaffee den Ruf geben, den er verdient
Dass viele Kaffeeanbieter in Vietnam auf weniger hochwertigen Mischkaffee Robusta setzen, ärgert ihn. „Viele sehen nur das Geld. Dass sie damit das ganze Image unseres Kaffees in Gefahr bringen, interessiert sie nicht. Wir wollen vietnamesischen Kaffee den Ruf geben, den er verdient“. Dem können wir natürlich nur zustimmen. Er unterstützt seine Worte mit dem ersten Kaffee, den er uns selbst serviert. Diesen trinken wir natürlich erst einmal traditionell im Phin zubereitet mit ein wenig gesüßter Kondensmilch. Wir wollen das volle Kaffee Vietnam Erlebnis. Wir haben uns für einen Coffee24 Strong entschieden. Der Geschmack ist voll mit einem angenehmen Nachgeschmack nach Zartbitterschokolade – sehr lecker. Zum Kaffee wird frischer, gekühlter grüner Tee aus der Region gereicht. „Wir wollen auch andere Produkte aus der Region unterstützen“, verrät uns Thanh auf Nachfrage, „Monokulturen schaden uns allen. Wir versuchen die Landschaft möglichst zu erhalten. Wenn sich eine Kaffee- oder Pfefferplantage an die andere reiht, ist das weder gut für die Qualität, noch die Landschaft.“ Als nächstes testen wir den Coffee24 Special. Er überzeugt mit einer angenehmen Mischung aus fruchtigem Aroma und leicht bitterer Note. Ein runder und angenehmer Geschmack mit leichter Säure und einer Nuance von Zimt und Haselnuss. Vietnamesischer Kaffee wie wir ihn lieben.
In Vietnam röstet man mit besten Röstmaschinen aus Italien
Inzwischen ist es kurz vor Mittag. Hiếu möchte wissen, ob wir gerne den Röstprozess sehen wollen. Er erklärt uns, dass der Coffeeshop jeden Tag über Mittag schließt, damit in den hinteren Räumen geröstet werden kann. Wir sind natürlich mehr als interessiert. Über einen kleinen Innenhof führt er uns in die hinteren Räume. Hier wird es modern. Während noch im Innenhof Kaffeesäcken, an alte Mauern gelehnt, romantisch-traditionellen Charme versprühen, geht es in den hinteren Räumen hochtechnisiert zu. Die Trommelröstmaschinen sind klein, gleichwohl auf dem neuesten technischen Stand. „Wir beziehen unsere Röstmaschinen aus Italien“, erzählt Hiếu. Wir erkennen sofort: Das hier ist sein Reich.
Während er eine der Maschinen anwirft, erzählt er weiter. „Das erste, was ich jeden Morgen nach dem Aufstehen mache, ist die neuen Chargen zu prüfen. Stimmt der Röstgrad? Die Qualität der Kaffeebohnen? Man muss ein Gefühl für die Bohnen bekommen. Das heißt jede Charge ist da ein wenig anders. Manchmal braucht es eine Minute mehr, manchmal ein paar Grad weniger, bis die Bohne perfekt ist.“ Inzwischen hat der Raum sich mit einem wunderbaren Kaffeeduft gefüllt. Hiếu hält die Maschine an, nimmt ein paar der Bohnen heraus und mahlt sie mit der kleinen Handkaffeemühle, die er stets am Gürtel trägt. „Hier, riecht mal“. Der Geruch von frisch geröstetem Kaffee in einer Rösterei ist mit nichts zu vergleichen. Eine wahre Geruchsexplosion umfängt uns. Kräftige Aromen von Karamell, Haselnüssen und Zimt steigen uns in die Nase. Wir bekommen direkt Lust auf die nächste Tasse.
Es wird Zeit aufzubrechen
Doch dafür ist jetzt erst mal keine Zeit mehr. Mit einem Blick auf die Uhr erinnert uns Hiếu daran, dass wir heute ja noch viel vor haben. Wenn wir heute noch die Kaffeeplantagen besuchen wollen, sollten wir bald los. Mittlerweile ist für den späten Nachmittag Regen angekündigt und davon wollen wir uns nur ungern in den Bergen erwischen lassen. Wie unsere Reise in Pleiku weitergeht erfährst du in Kürze in Teil 3!