Wir wussten nicht wirklich was uns erwarten würde. Unser vietnamesischer Freund hatte uns von einem familiengeführten Betrieb in Pleiku erzählt, den wir uns unbedingt ansehen sollten. Hier würden wir einen Kaffeepartner finden, der unsere Philosophie und Vision teilt, meinte er. Wir waren gespannt und sollten nicht enttäuscht werden.
Unsere Reise beginnt in Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon). Es sei nur ein kurzer Flug nach Pleiku, versichert uns mein dort lebender Freund. „Zum Mittagessen seid ihr da“. Da hat er leider die Rechnung ohne das Wetter gemacht. Es wütet ein Sturm über dem ganzen Süden Vietnams. Wir sitzen also erst einmal am Flughafen fest. Was für ein Start in unser Abenteuer.
Gegen späten Nachmittag kann es aber endlich losgehen. Wir dürfen das Flugzeug von Vietnam Airlines besteigen. Kaum eine Stunde später steuern wir auch schon den Flughafen in Pleiku an. Aus dem Fenster des Flugzeugs bietet sich uns ein erhabener Anblick. Hohe Berge, dazwischen Dschungel und umsäumt von Nadelbaumwäldchen eine kleine Stadt. Lichterketten so weit das Auge reicht. Eine Ankunft bei Abenddämmerung hat auch ihre Vorteile. Am Flughafen werden wir von Hiếu empfangen. Dieser führt zusammen mit seinem großen Bruder Thanh Coffee24, unseren neuen Kaffeepartner. Während Thanh sich mehr auf das Geschäftliche und die Logistik hinter dem kleinen Familienbetrieb konzentriert, ist Hiếu der Praktiker im Team. Er kümmert sich um alles rund um die Bohne. Mein Freund nennt ihn liebevoll „den Kaffeebohnenflüsterer“. Hiếu lacht viel und reißt uns sofort mit seinem Enthusiasmus mit. Verflogen ist die Müdigkeit der turbulenten Anreise. Er will uns ein wenig von der Stadt zeigen und zum Abendessen einladen. Wir stimmen natürlich freudig zu.
Pleiku ist stark landwirtschaftlich geprägt, erzählt uns Hiếu auf dem Weg. Aufgrund seiner geografischen Lage auf dem zentralen vulkanischen Hochlandplateau in Vietnam werden hier neben Kaffee auch zahlreiche andere Produkte angebaut. Pfeffer, Tee, Erdnüsse und Süßkartoffeln sind nur ein paar Beispiele, die er uns nennt. „Morgen zeige ich euch mehr davon“, verspricht er uns. Uns fällt sofort auf, wie anders Pleiku doch im Vergleich zu den größeren Städten Vietnams wie Ho-Chi-Minh-Stadt oder Hanoi ist. Ein westlicher Einfluss ist hier kaum spürbar. Fastfood, wie die allseits beliebten Burger-Ketten, sucht man vergebens.
Stattdessen findet man überall die landestypischen kleinen Streetfoodstände, die allerlei regionale Leckereien anbieten. Einen dieser Stände steuern wir auch jetzt an. Es gibt Seafood und Hühnchen. Einfaches, aber leckeres Essen. Während des Essens erzählt uns Hiếu was er für uns in den nächsten Tagen geplant hat. Er möchte uns zunächst die eigenen Coffeeshops in Pleiku zeigen und uns anschließend mit in die Kaffeeberge nehmen. Es kann durchaus anstrengend werden, warnt er uns. Er scheint es kaum erwarten zu können, uns mehr von seinem Unternehmen zu zeigen. Aber für heute muss erst einmal Schluss sein. Morgen soll es schon früh losgehen und ein langer Tag werden, dafür brauchen wir unseren Erholungsschlaf. Wie unsere Reise in Pleiku weitergeht erfährst du in Kürze in Teil 2!