Bevor wir zu den Kaffeebergen aufbrechen, lernen wir noch Dân kennen, die Frau von Thanh. Sie stattet uns für unseren Ausflug mit Caps aus, damit uns Europäer die vietnamesische Hochlandsonne nicht zu sehr verbrennt. Dann kann es endlich losgehen.
Thanh hat für uns ein Taxi von einem befreundeten Taxifahrer organisiert. Hiêu fährt mit uns, während er und seine Frau uns auf einem kleinen Roller folgen. Während der Fahrt unterhält uns Hiêu mit allerlei Anekdoten und Fakten über Coffee24 und die Umgebung. Er erzählt uns von den 15 Personen aus dem Familien- und Freundeskreis, die für Coffee24 arbeiten, den „Konkurrenten“ in der Umgebung, die mit Monokulturen und schlechten Arbeitsbedingungen den Preis und die Qualität kaputt machen. Dem fruchtbaren Vulkanboden, der seiner Meinung nach ihren Kaffee so besonders macht. Selten kam uns eine mehrstündige Autofahrt so kurzweilig vor.
Der Weg in die Berge: Achtung, jetzt wird’s holprig!
Wir haben schon fast den eigentlichen Zweck unseres Ausflugs vergessen, als uns der Fahrer vorwarnt, dass es ab jetzt ein wenig holprig werden könnte. Und er hat nicht zu viel versprochen. Schlaglöcher, tief hängende Äste und steil abfallende Wegesränder begleiten uns auf den Weg die Kaffeeberge hinauf. Nach einer Weile muss das Taxi aufgeben, wir haben uns festgefahren. Es ist eben doch nicht das optimale Fortbewegungsmittel in dieser Höhenlage. Zum Glück haben wir es aber schon fast den Berg hinauf geschafft. „Den Rest gehen wir zu Fuß“ meint Hiêu und stürmt auch gleich entschlossen voran. Inzwischen haben uns auch Thanh und Dân eingeholt und gemeinsam überschreiten wir erschöpft die letzte Steigung.
Ausblick ins Tal von den Kaffeefeldern in Pleiku
Coffee24 möchte vietnamesischem Kaffee den Ruf geben, den er verdient
Wir werden mit einem erhabenen Ausblick über das Hochlandtal belohnt. Kaffeefelder und Reisfelder und über uns die lachende Sonne. Wir sind scheinbar unbemerkt in einen Reisekatalog für das wilde Vietnam gestolpert. Wir erkennen sofort, warum Hiêu und Thanh so stolz auf ihre Plantage sind. Die Lage ist perfekt, das Tal bekommt den ganzen Tag Sonne und nicht weit entfernt befindet sich eine Möglichkeit zur natürlichen Bewässerung. Unsere Erschöpfung ist wie weggeblasen. Wir wollen ganz nah ran an die Bohne, bzw. die Blüte, und alles sehen. Thanh warnt uns noch, dass der Abstieg über die Felder ziemlich steil und ein wenig gefährlich ist, aber jetzt kann uns nichts mehr aufhalten.
Coffee24 nutzt nur natürlichen Dünger aus Kaffeebohnen- und Sojabohnenschalen
Während wir uns durch Kaffeepflanzen nach unten kämpfen, verstehen wir auch, was Thanh heute Vormittag mit naturbelassenen Plantagen gemeint hat. Während auf industriellen Plantagen die Pflanzen teilweise auf Hüfthöhe gestutzt werden, überragen uns die Pflanzen hier teilweise deutlich. Groß wie Obstbäume thronen sie über uns. Wir steuern auf eine kleine Hütte in der Mitte eines der Felder zu. Thanh möchte uns zeigen, wie der natürliche Dünger für die Pflanzen hergestellt wird. In der Hütte, erzählt er uns, bewahren sie zur Erntezeit neben Werkzeugen auch die reifen Kirschen bis zum Weitertransport auf. Leider ist gerade keine Erntezeit. Reifezeit ist jedes Jahr 2-3 Monate zwischen Oktober und Januar. Der natürliche Dünger für die Kaffeepflanzen wird in großen Löchern produziert. Dazu werden Kaffeebohnen-/Sojabohnenschalen und übrig gebliebener Kaffee und Reis einfach vergraben. Nach mehreren Monaten werden die Reste wieder ausgegraben und als Dünger verwendet. „Diese Pflanzenreste haben alle Nährstoffe, die wir für den Wachstum unserer Pflanzen brauchen“ erklärt uns Thanh „ohne, dass wir auf Chemie zurückgreifen müssen. Zusätzlich achten wir darauf, dass die Pflanzen und Bohnen möglichst nicht mit Plastik in Berührung kommen. Wir verwenden nur traditionelle Werkzeuge und Maschinen aus Metall und Holz.“ ergänzt er. „Die Bewässerung unserer Plantagen erfolgt über einen kleinen Wasserfall und eine Frischwasserquelle.“